Sommersemester 2015

Die drei Vorlesungsreihen der Themenschwerpunkte sind für alle Universitätsangehörigen, für die Öffentlichkeit und für immatrikulierte Studierende aller Fachbereiche geöffnet.
Die Vorlesung des Master-Schwerpunkts ist nur für immatrikulierte Studierende aller Fachbereiche und für registrierte Gasthörerinnen und Gasthörer geöffnet.

Die BA-Übungen sind nur für die Studierenden geöffnet, in deren Bachelor-Studiengang ein Modul des Studium generale integriert ist.

Die Master-Übungen sind nur für die Studierenden geöffnet, in deren Master-Studiengang ein Modul des Studium generale integriert ist.

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2015

Themenschwerpunkt: Schuld und Strafe
Es erscheint uns selbstverständlich, unter dem Begriff der Schuld Menschen die Verantwortung für moralische, politische oder juristische Vergehen zuzuschreiben. Wir fordern
Konsequenzen für solche Vergehen, auch wenn die Ansichten über Ausmaß und Sinn dieser Zuschreibung und der Konsequenzen unterschiedlich sein mögen. Die Zuweisung von Schuld
wie auch die Forderung nach Strafe sind Ausdruck einer sozialen Praxis, die Regeln für das Verhalten und Zusammenleben von Menschen für wichtig erachtet und die Sanktionierung von
Übertretungen dieser Regeln kennt.
Ein solches Verständnis ist jedoch vielfältigen Infragestellungen ausgesetzt: Sind Menschen in ihren Entscheidungen und Handlungen tatsächlich frei? Wenn nicht, wie ist Strafe dann überhaupt zu rechtfertigen? Welche Funktion hat die Praxis des Strafens – Vergeltung, Resozialisierung, Abschreckung? Wie gehen wir mit historischem Unrecht um, für das wir keine direkt Verantwortlichen mehr benennen können? Können Menschen überhaupt leben, ohne in einem umfassenden Sinne des Wortes schuldig zu werden? Wie können sie sich von solcher Schuld befreien – oder müssen sie befreit werden, etwa durch Rückbindung an transzendente Instanzen? Wie kann es gelingen, dass die Behandlung von Straftätern unseren eigenen moralischen oder juristischen Maßstäben genügt? Wie lernen Kinder, sich selbst und anderen Menschen Verantwortung für ihre Taten zuzuschreiben? Welche Ideen von Schuld und Strafe kennen andere kulturelle Traditionen? – Diese und weitere Fragestellungen werden in der Vortragsreihe aus der Sicht verschiedener Disziplinen erörtert und diskutiert.

Vorlesungsreihe, Montag, 18-20, Hörsaal N 1 (Muschel)
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Dienstag, 10-12, und Dienstag, 14-16
Master-Übungen: Grundfragen der Ethik, Donnerstag, 10-12, und Donnerstag, 12-14


Themenschwerpunkt: Erinnern und Vergessen - Zur Konstruktion von Vergangenheitshorizonten
Vielfältige Aspekte, Konzepte und Horizonte kulturwissenschaftlicher Gedächtnisforschung veranschaulichen Aleida und Jan Assmann in ihrer Vorlesungsreihe. Jede Gegenwart legt sich
eine identitätsrelevante Vor-Geschichte zurecht, die der Gesellschaft als Erinnerungsraum, Bezugsraum und Orientierungsraum dient. Solche Vergangenheitshorizonte beruhen auf einer
komplexen Dynamik von Erinnern und Vergessen. Gemäß den beiden Kulturwissenschaftlern hat sich unsere Zeitorientierung seit den 1980er Jahren maßgeblich verändert. Bis dahin waren alle Erwartungen auf die Zukunft gerichtet und wir lebten in einer Zeit, die mit dem Versprechen eines stetigen und irreversiblen Fortschritts verbunden war. Davon kann inzwischen so nicht mehr die Rede sein. Während die Zukunft durch Umweltbelastungen und Abbau natürlicher Ressourcen immer mehr zu einem Gegenstand der Sorge und Vorsorge geworden ist, ist die Vergangenheit zu einem Gegenstand der Nachsorge geworden. In dem Maße, wie die Zukunft an Strahlkraft verloren hat, macht sich die Vergangenheit immer stärker in unserem Bewusstsein breit. Die Überlast der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts hat sich nicht einfach mit der Zeit aufgelöst, sondern macht noch gebieterisch Ansprüche an unsere Aufmerksamkeit, Anerkennung, Verantwortung und nicht zuletzt: Erinnerung.
Aleida und Jan Assmann erläutern ihr Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das vor dem Hintergrund eines neuen Zeitgefühls entstanden ist, welches Zukunft nicht mehr im Gegensatz zur Vergangenheit, sondern in Verschränkung mit ihr definiert. Gemeinsam mit ihren renommierten Gästen diskutieren sie Fragen nach den Medien und Akteuren dieses kulturellen Gedächtnisses, nach seiner Deutungsmacht, seinen Herausforderungen und Veränderungen. Und nicht zuletzt zeigen sie die Konstruktion von Vergangenheitshorizonten auf, die dasjenige sind, was unserem Tun und Erleben Sinn, d.h. Zusammenhang, Richtung und moralische Bedeutung verleiht.

Vorlesungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur, Dienstag, 18-20, Hörsaal RW 1, Haus Recht und Wirtschaft I
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Mittwoch, 12-14, und Mittwoch, 14-16


Themenschwerpunkt: Die Evolution der Kooperation
Nachrichten von Krieg und Gewalt verstellen unseren Blick auf eines der heraus ragenden Merkmale des Menschen: die Fähigkeit zur Kooperation. Es entsteht der Eindruck, wir lebten in einer Welt des Gegeneinanders. Dabei wird übersehen, dass quantitativ das Prinzip der Kooperation in vielen Lebensbereichen dominiert: Politische Institutionen, Unternehmen oder auch das Gesundheits- und Bildungssystem funktionieren nur, weil Menschen zur Kooperation bereit sind und ihre persönlichen Ziele mit den Zielen anderer abstimmen. Aber warum tun sie das? Menschen sind in der Lage, die Absichten anderer zu erkennen. Im Gegensatz zu allen weiteren Primaten nutzen sie diese Fähigkeit nicht nur, um sich in Konkurrenzsituationen einen Vorteil zu verschaffen. Die gemeinsame Lösung von Problemen bringt für die gesamte Gruppe Vorteile, nicht nur für den Einzelnen.
Zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen erweitern unsere Sichtweise der Kooperation und suchen nach Antworten auf Fragen wie: Was waren erste Formen der Kooperation in der Geschichte der Menschheit? Ist Empathie eine Voraussetzung für Zusammenarbeit? Welche Rolle spielt Konkurrenz in kooperativen Prozessen? Lassen sich solche Vorgänge simulieren? Warum ist es trotz aller Fähigkeiten zur Zusammenarbeit so schwer, frei verfügbare Gemein schaftsgüter gerecht zu verteilen? Wie kooperieren soziale Insekten? Ist Symbiose eine Form der Kooperation? Können Menschen und Maschinen kooperieren? Diese und weitere Fragen werden in der Reihe vorgestellt und diskutiert.

Vorlesungsreihe "Mainzer Universitätsgespräche", Mittwoch, 18-20, Hörsaal N 1 (Muschel)
BA-Übungen zur Vorlesungsreihe: Montag, 10-12, und Montag, 12-14, sowie Dienstag 12-14


Master-Schwerpunkt:
Kommunikation, Argumentation, Rhetorik
Dass Menschen argumentiert haben, lässt sich bis in vorwissenschaftliche Zeiten zurück verfolgen. Seit dem Beginn der Wissenschaften entstand jedoch auch ein Bedarf daran, die Methodik der Argumentation zu theoretisieren und deren Wahrheits- und Korrektheitsbedingungen auszuformulieren. Die Vorlesung widmet sich der Theorie und Geschichte der Argumentation und auch deren Bedeutung in Kommunikation und Rhetorik.

Vorlesung: Kommunikation, Argumentation, Rhetorik, Dienstag, 16–18, N 25, Naturwissenschaftl. Institutsgebäude, J.-J.-Becher-Weg 21
Master-Übungen: Kommunikation, Argumentation, Rhetorik, Mittwoch, 10-12, und Mittwoch, 14-16

Die Themenschwerpunkte des Studium generale werden jedes Semester wechselnd zu neuen Fragestellungen konzipiert. Die Module des Studium generale müssen nicht in einem bestimmten Semester studiert werden. Sofern der jeweilige Studiengang es zulässt, können die Studierenden auch ein Thema wählen, das erst im nachfolgenden Semester vom Studium generale angeboten wird. Um eine breitere Themenauswahl zu ermöglichen, weisen wir bereits auf die Themenschwerpunkte des nächsten Semesters hin:

Vorschau auf die Themenschwerpunkte des Wintersemesters 2015/2016