Arbeits- und Forschungsbereich Interkulturalität

Publikationen:

- Fischer, Michael (Hrsg): Kunst als Marke europäischer Identität, Subjekt und Kulturalität, hrsg. von Andreas Cesana, Michael Fischer und Kurt Seelmann, Band 3, Frankfurt a. M. 2013.

- Fischer, Michael; Seelmann, Kurt (Hrsg.): Körperbilder. Kulturalität und Wertetransfer, Subjekt und Kulturalität, hrsg. von Andreas Cesana, Michael Fischer und Kurt Seelmann, Band 2, Frankfurt a. M. 2011.

- Fischer, Michael (Hrsg.): Die Kulturabhängigkeit von Begriffen, Subjekt und Kulturalität, hrsg. von Andreas Cesana, Michael Fischer und Kurt Seelmann, Band 1, Frankfurt a. M. 2010.

- Interkulturalität. Grundprobleme der Kulturbegegnung, Mainzer Universitätsgespräche im Sommersemester 1998, hrsg. von Andreas Cesana, Mainz: Studium generale 1999.


Die Macht kultureller Traditionen

Themenschwerpunkt im Wintersemester 2011/2012

Kulturelle Traditionen prägen Gegenwart, binden sie an das Vergangene, Geltende, Vertraute ihres Überlieferungsraumes. Kaum reflektiert beeinflussen sie Denken, Fühlen und Handeln. Der Mensch findet sich immer schon in ein kulturelles Umfeld gestellt, das seine Entwicklung, seine Sprache, seine Erfahrungen mit der ihn umgebenden Welt formt. Diese Bedingtheit durch und Abhängigkeit von der kulturellen Sphäre, die menschliche Kulturalität, gibt kulturellen Traditionen Bindungskraft und Macht. Kulturelle Gemeinschaften definieren sich über Staat, Ethnie, Religion o.ä. Sie bedürfen der Überlieferung und Fortführung von Traditionen zur Stiftung von Zugehörigkeit nach innen und zur Abgrenzung nach außen. Gemeinsame Lebenseinstellungen und Wertvorstellungen, Symbolwelten und Erzählstoffe, Rituale und Praktiken geben Orientierung und fördern die Identitätsbildung der das jeweilige Kollektiv konstituierenden Individuen.

In der sich globalisierenden Welt treffen jedoch kulturelle Traditionen mit divergierenden Lebensformen, Denkweisen und Glaubensrichtungen räumlich und zeitlich, konfliktiv oder friedlich aufeinander. In modernen Gesellschaften können unterschiedliche Traditionen nebeneinandern oder miteinander gelebt werden – eine existentielle Herausforderung für jede einzelne Person. Inwieweit erweisen sich die je eigenen kulturellen Traditionen als trag- und anschlussfähig? Bilden wir plurale oder multiple Identitäten aus? Entstehen "dritte Räume" und "hybride" Formen? Nicht nur Prozesse des Traditionswandels und -verlustes, sondern auch ein Festhalten an kulturellen Traditionen bis hin zu Regionalismus und Fundamentalismus zeichnen sich ab. Die Pluralität kultureller Traditionen und Positionen kann als Bedrohung, aber auch als Chance verstanden werden. Welche Bedeutung kulturelle Traditionen besitzen – auf denen nicht zuletzt Gegenstand und Selbstverständnis der Wissenschaften beruhen – und welche Rolle sie in der Situation der Gegenwart spielen, ist Thema dieser interdisziplinären Vorlesungsreihe, zu der Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften beitragen.


Umgang mit kultureller Pluralität. Respekt, Anerkennung und Grenzen?

Tagung im Rahmen des Forschungsprojekts "Kulturalität und Subjekt"
Andreas Cesana (Mainz), Michael Fischer (Salzburg) und Kurt Seelmann (Basel)

Wintersemester 2010/2011

Kulturelle Traditionen binden die Gegenwart an das Vergangene, Geltende, Vertraute ihres Überlieferungsraumes. Es gibt deshalb in Fragen normativer Orientierung und religiösen Glaubens eine Vielzahl letzter Positionen. Der Begriff der Kulturalität bezeichnet sowohl unser Angewiesensein auf die kulturelle Sphäre als auch die Bedingtheit durch sie und die Abhängigkeit von ihr. Er bringt ferner zum Ausdruck, dass Positionen bestimmten kulturellen Räumen angehören. In der sich globalisierenden Welt hat dies zur Folge, dass eine rasch anwachsende Pluralität von kulturellen Traditionen mit je eigenen Wertvorstellungen und Glaubensüberzeugungen aufeinandertrifft. Wenn Lebenseinstellungen, normative Positionen und religiöse Überzeugungen auch und primär kulturell bedingt sind, dann verschärft dies die Frage nach dem Umgang mit Pluralität und Differenz: Wie ist Verständigung zwischen unterschiedlichen, aber grundsätzlich gleichberechtigten Positionen denkbar? Wo liegen die Grenzen von Toleranz, Respekt und Anerkennung? Wie lassen sich solche Grenzen rechtfertigen?


Zur Kulturalität von Emotionen. Grundprobleme der Kulturbegegnung

Themenschwerpunkt im Sommersemester 2009

Emotionen werden gemeinhin der naturhaften Seite des Menschen zugerechnet. Studien zu ihrer Historizität und neuere Rationalitätskonzepte öffnen den Blick für die Kulturabhängigkeit von Emotionen und Ausdrucksformen. Bestimmte emotionale Dispositionen fungieren als konstitutive Momente kultureller Systeme, wie dies etwa für die sogenannten Scham- und Schuldkulturen oder für islamische Ehrvorstellungen angenommen wird. Zugleich gibt es biologische Universalien, die den unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen zugrunde liegen. Emotionen sind somit gerade als bio-kulturelle Prozesse anthropologisch von zentraler Bedeutung.
Solche konzeptionellen und empirischen Fragen, die grundlegende Dimensionen unseres Selbstverständnisses berühren, stehen im Mittelpunkt unserer fächerübergreifenden Veranstaltungsreihe.

Zur Kulturalität von Emotionen

Arbeitstreffen, 15. bis 17. Juni 2009, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen.


Tradition ist Gegenwart – Zur kulturellen Wende in den Wissenschaften

Themenschwerpunkt im Wintersemester 2007/2008

100. Kolloquienreihe »Mainzer Universitätsgespräche«

Im Jubiläumssemester sind die »Mainzer Universitätsgespräche« der kontroversen Thematik »Tradition ist Gegenwart – Zur kulturellen Wende in den Wissenschaften« gewidmet.
Durch den Wechsel der Blickrichtung auf Kultur und Kulturen gewinnen Geistes- und Sozialwissenschaften seit einigen Jahren wieder wachsende Bedeutung als Instanzen kultureller Deutung und Orientierung moderner Gesellschaften. Der programmatische Titel der Vorlesungsreihe spiegelt zudem die Einsicht wider, dass sowohl Gegenstand als auch Selbstverständnis der Wissenschaften auf Traditionen und Voraussetzungen beruhen, die sich erst über den Weg kulturwissenschaftlicher Analysen identifizieren und klären lassen. Die kulturwissenschaftliche Wende hat einen dynamischen Prozess der Kultur- und Wissenschaftsreflexion angestoßen, zu fruchtbaren übergeordneten Fragestellungen geführt und neue Einsichten in die Vielfalt von Denk- und Lebensformen, Wertvorstellungen und Glaubenshaltungen ermöglicht.
Die Ausrichtung auf kulturelle Problemstellungen verlangt die Überschreitung disziplinärer Grenzen und erfordert fächerübergreifende Kooperationen, die über die Geistes- und Sozialwissenschaften hinaus immer mehr auch naturwissenschaftliche Disziplinen einbeziehen. Der Themenschwerpunkt »Tradition ist Gegenwart – Zur kulturellen Wende in den Wissenschaften« findet in Kooperation mit dem Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) Mainz-Trier statt.


Konflikt und Kommunikation: Grundprobleme der Kulturbegegnung

Themenschwerpunkt im Sommersemester 2007

Kulturspezifische Standpunkte und Letztpositionen treffen in den die Kulturgrenzen überschreitenden globalen Prozessen immer unversöhnlicher aufeinander. Kulturbedingte Konflikte nehmen an Zahl und Schärfe zu. Zusammenleben unter der Bedingung einer Pluralität kulturell differenter Werte und Normen stellt eine neue Erfahrungswirklichkeit dar. Interkulturelle Kommunikation zielt auf eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, indem sie die Ursachen von Kulturkonflikten analysiert. Diese reichen von Missverständnissen und irreführenden Fremdbildern bis zu kulturbedingten Besonderheiten der Lebensstile und Orientierungsmuster. Interkulturelle Kommunikation ist auf Verständigung trotz kultureller Differenz gerichtet. – Diese Thematik wird in unserer interdisziplinären Vorlesungsreihe aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsgebiete erörtert.


Normen und Kulturen

Themenschwerpunkt im Wintersemester 2005/2006

Angesichts der Probleme des Zusammenlebens in einer sich globalisierenden Welt stellt sich die Frage, ob die Vielfalt der Kulturen zwangsläufig eine Pluralität von Werten und Normen zur Folge hat. Die »Mainzer Universitätsgespräche« zeigen zunächst die Historizität von Normen auf, analysieren Phänomene des Wertewandels, vergleichen Normen unterschiedlicher kultureller Traditionen und fragen nach der transkulturellen Verbindlichkeit von Normen. Zudem erläutern sie Möglichkeiten und Grenzen der Normenbegründung sowie Strategien der Konsensfindung bei Normenkonflikten. Schließlich befassen sie sich mit den »Wertegemeinschaften«, verfolgen die Debatte über Werte Europas und Werte Asiens und prüfen den Anspruch von Menschenrechten und »Weltethos«, normative Grundlage der Weltgemeinschaft zu sein.


Globalisierung und die Kulturen der Welt

Themenschwerpunkt im Sommersemester 2002

Globalisierung ist mehr als ein ökonomischer Prozess. Globalisierung beinhaltet die quantitative Vermehrung und qualitative Intensivierung materieller und immaterieller Kommunikation in der Welt. Dabei entstehen Netzwerke, die sich über die Grenzen der Nationen und Kontinente hinweg erstrecken. Gleichzeitig bleiben jedoch viele Menschen von solchen Prozessen ausgeschlossen. Die Dialektik von Inklusion und Exklusion wirkt sich direkt oder indirekt auf alle Kulturen der Welt aus; sie weckt Hoffnungen, erzeugt aber auch Ängste und Aggressionen. - Die Prozesse der Globalisierung und ihr Einfluss auf die Kulturen der Welt werfen zahlreiche aktuelle Fragen und Probleme auf. Ihrer Erörterung im interdisziplinären Diskurs sind die "Mainzer Universitätsgespräche" im Sommer 2002 gewidmet.


Migration und kultureller Pluralismus

Themenschwerpunkt im Wintersemester 2001/2002

Von 1945 bis 1990 wanderten etwa 120 Millionen Menschen über die Grenzen ihres Heimatslandes, um sich in der Fremde eine neue Existenz aufzubauen. Allein in Deutschland werden pro Jahr 900.000 Personen neu bei den Meldeämtern registriert etwa 700.000 Menschen melden sich im gleichen Zeitraum ab. Die Zahlen spiegeln jedoch nur einen Teil der Realität wider: Illegale Wanderungen und interne Migrationsprozesse sind in solchen Angaben nicht erfasst. Hinter den Statistiken stehen gesellschaftliche Veränderungen, hinter diesen immer Individuen und Schicksale.
Die globale Migration beschleunigt die Begegnung und wechselseitige Durchdringung der Kulturen. Die dadurch ausgelösten Transformierungsprozesse begründen einen kulturellen Pluralismus, der unaufhaltsam sämtliche Lebensbereiche erfasst und die soziokulturelle Befindlichkeit grundlegend verändert. Dieser Pluralisierungsschub greift tiefer und verläuft rascher als vergleichbare Vorgänge in der bisherigen Geschichte. Er bewirkt einen Verlust an kultureller Identität und Orientierung. Dies erklärt, weshalb die Auseinandersetzung mit dem modernen Pluralismus und seinen Folgen für Staat und Recht, Ethik und Wissenschaft, Religion und persönliche Lebensgestaltung unausweichlich geworden ist.


Individuum und Gesellschaft

Themenschwerpunkt im Sommersemester 2001

Das Verhältnis des Individuums zu seinem sozialen Umfeld ist eine zentrale Dimension menschlicher Existenz. Die Suche nach Gleichgewicht zwischen individuellen und sozialen Belangen beginnt für den Menschen in allen Lebensbereichen immer wieder von neuem und bedeutet eine lebenslange Aufgabe. Die traditionellen Beziehungen zwischen Individuum und Gemeinschaft verändern sich heute insbesondere durch Modernisierung und Globalisierung - bei gleichzeitiger Tendenz zu Regionalisierung und Pluralisierung. Daraus ergeben sich neue Probleme, die der interdisziplinären Erörterung bedürfen.


Eine Welt - eine Moral?

Themenschwerpunkt im Sommersemester 2000

Der Prozess der Globalisierung und die durch ihn ausgelösten mannigfaltigen Teilprozesse der Begegnung und wechselseitigen Durchdringung der Völker und Kulturen machen die Frage immer dringlicher, welche moralischen, religiösen, ethischen und rechtlichen Konventionen und Vereinbarungen das globale Zusammenleben regeln. Diese Problematik wiederholt sich in analoger Weise auf der Ebene der modernen multikulturellen Gesellschaften. - Setzt die Bewältigung der globalen Gegenwartsprobleme ein universales Weltethos voraus?


Massenkultur - Lebensform der Gegenwart?

Themenschwerpunkt im Wintersemester 1999/2000

Die Intensivierung massenmedialer Kommunikation führt zu einem seit einigen Jahrzehnten beobachtbaren Wandel im kulturellen System: Das kulturelle Geschehen tendiert immer stärker zur Vermassung. Woodstock, Soap Operas, Love Parades, Sportanlässe oder auch die Kirchentage legen ein beredtes Zeugnis dieser Tendenz ab. Gegenüber den Massenmedien sind die ”alten” Medien (Literatur, Theater, Musik, Bildende Kunst) in eine nachgeordnete Position gerückt. Die kontinuierliche Innovationsfolge im massenmedialen Bereich und die damit einhergehende mediale Verdichtung führen zu einer Intensivierung der Medienrezeption. Die bereits durch die Einführung von Radio und Fernsehen einsetzenden tiefgreifenden Veränderungen des Alltags werden durch die Etablierung von Multimedia, Computer und Internet fortgeführt. Für die Wissenschaften stellt sich hier die faszinierende Aufgabe, das Terrain der Massenkultur genauer zu erkunden.